25.01.2024
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„Hölzerne Hochzeit“ des Messzugs Süd

Fachexpertise in den Feuerwehren entwickelt – Training im Atomkraftwerk

Traunstein. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde haben die 33 Mitglieder der Landkreiseinheit Messzug Süd ihre „Hölzerne Hochzeit“ gefeiert. Seit mittlerweile fünf Jahren unterstützen die Aktiven der Feuerwehr Kammer ihre Kameraden in Traunstein und können als „gemeinsame Truppe“ mittlerweile auf einen hohen Ausbildungsstand im Bereich der Messtechnik und der Schadstofferkennung zurückgreifen. Messzugleiter Maximilian Schubert zeigt sich insbesondere von der positiven Teamentwicklung beeindruckt und ist stolz darauf, dass ihr erworbenes Fachwissen bei Einsätzen bereits mehrfach erfolgreich zur Anwendung kam.


Auf Initiative der damaligen Kreisbrandinspektion und finanziell vom Landkreis Traunstein sowie dem Bayerischen Staatsministerium des Inneren gefördert, wurden im Jahr 2010 die Messzüge „Nord“ in Trostberg und „Süd“ in Traunstein ins Leben gerufen. „Gleich mehrere Einsätze hatten damals gezeigt, dass es dringend nötig ist, in Spezialausrüstung und das nötige Fachwissen zu investieren und dies als überörtliches Einsatzmittel für die Unterstützung aller Feuerwehren im Landkreis Traunstein ins Leben zu rufen“, betont Kreisbrandrat Christof Grundner.


„Weichen für die Zukunft wurden richtig gestellt“
„Der Umgang mit der komplexen Messtechnik erfordert ein hohes Maß an Fachwissen. Wir wollten uns diesbezüglich zukunftsfähig aufstellen und haben uns daher in den Reihen der Feuerwehren in der Großen Kreisstadt auf die Suche nach einem Partner gemacht. Letztlich sind wir dann in Kammer fündig geworden“, reflektiert Traunsteins Kommandant Christian Schulz. Er zeigt sich rückblickend auf diese Erfolgsgeschichte sehr erfreut darüber, dass man mit der damaligen Weichenstellung die richtige Entscheidung getroffen hat und „zu jeder Tages- und Nachtzeit auf ausreichend Personal mit einer hohen Fachexpertise zurückgreifen kann“.


Ähnlich sieht dies der ehemalige Kammerer Kommandant, Albert Rieder, der damals die Zusammenarbeit maßgeblich vorangetrieben hat. „Es ist aus heutiger Sicht schön zu sehen, welch positive Effekte die engere Zusammenarbeit mit gemeinsamen Zielen hatte und wieviel Potential ehrenamtliche Einsatzkräfte auch in schwierigen Themenfeldern entwickeln können. Besonders freut es mich jedoch, dass neben den Feuerwehrthemen auch privat Freundschaften entstanden sind, was einer erfolgreichen Zusammenarbeit nur zuträglich ist“, so sein Blick auf die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre. 


Fünf Jahre durch dick und dünn – „Stabil aber immer noch formbar“
„Über die hölzerne Hochzeit sagt man ja, dass man zwar bereits fest miteinander verbunden ist, sich aber das Holz immer noch formbar zeigt“, schmunzelt Maximilian Schubert und ergänzt, „genauso ist es bei uns, das Team aus beiden Feuerwehren ist fest zusammengewachsen und wir entwickeln uns kontinuierlich weiter“. Weiter betont der Messzugleiter, „es freut mich unheimlich, dass sich die Mitglieder trotz geringer Einsatzzahlen für die Technik begeistern können und sich mit viel Motivation auf alle Anforderungen vorbereiten“.


Positiv äußert sich der Messzugleiter über die konstruktive Zusammenarbeit in der Führungsriege. Das „gemischte fünfköpfige Quintett“ aus Maximilian Schubert, Andre Westerholz, Cornelia Kübler (alle Traunstein) sowie Alois Wimmer und Tobias Heigermoser (Kammer) versteht sich blind und trifft sich regelmäßig zum gegenseitigen Austausch und um die Übungen und Ausbildungsveranstaltungen gemeinsam zu planen.


Kreisbrandrat Christof Grundner freut sich unterdessen, „dass es schön zu beobachten sei, wie die Lernkurve in den vergangenen Jahren nach oben gegangen ist und man sich im Einsatzfall auf eine professionelle und zügige Auftragserledigung verlassen kann“. Gerade im Bereich Gefährliche Stoffe und Güter sowie bei Bränden mit einer großen Rauchentwicklung etabliere sich die Einheit zusehends und liefere wichtige Entscheidungsgrundlagen zur Lagebeurteilung durch die Einsatzleitung.


Einsätze führten sogar nach Österreich – Training im AKW
Dieses Fachwissen kam in den vergangenen Jahren nicht nur im Landkreis Traunstein zum Einsatz, sondern wurde auch schon zweimal im österreichischen Kössen in Tirol bei größeren Brandereignissen angefordert. Im vergangenen Jahr war man unteranderem bei einem Bauernhofbrand in Seeon sowie bei einem Feuer in einem Busdepot in Engelsberg im „Messeinsatz“. Ein Übungs- und Ausbildungstag im Atomkraftwerk Isar II bei Landshut war sicherlich eine der spektakulärsten Übungsmöglichkeiten der ehrenamtlichen Helfer.


Kommt es zu einem Alarm, dann rücken die beiden Feuerwehren mit 15 Einsatzkräften und drei Fahrzeugen im Rendezvoussystem aus. Die Traunsteiner Feuerwehrleute besetzen den Einsatzleitwagen und den Gerätewagen Atem-/Strahlenschutz und aus Kammer macht sich ein Tragkraftspritzenfahrzeug-Logistik auf den Weg zum Einsatzort. Am Schadensort vermischt sich dann das Team und kümmern sich gemeinsam um alle anfallenden Aufgaben. Ein Teil kümmert sich um die nötige Infrastruktur wie etwa die Stromversorgung, weitere Mitglieder bereiten die Messgeräte vor und führen anschließend Messungen durch, wieder andere berechnen mögliche Schadstoffausbreitungen und dokumentieren die Messergebnisse beziehungsweise bereiten sie für die Einsatzleitung auf.


Die Aufgaben im Einsatzfall sind klar definiert
Dabei laufen im Einsatzleitwagen sämtliche Fäden zusammen. Das Fahrzeug ist mit einer umfangreichen Funk- und EDV-Ausrüstung ausgestattet und bildet folglich den Führungskopf im Einsatzabschnitt „Messen“. Der Gerätewagen ist in erster Linie ein rollender „Werkstattwagen“ der die verschiedensten Messgeräte aber auch Atemschutzgeräte mitführt und mit Sonderausrüstung wie Chemiekalienschutzanzügen ausgerüstet ist. Das Fahrzeug aus Kammer dient am Einsatzort als Messwagen, mit dem sich ein Trupp in der Umgebung bewegen kann und vordefinierte Messpunkte anfährt. Ein weiterer Trupp kümmert sich in der Regel um fußläufig erreichbare Messpunkte wie den unmittelbaren Schadensort oder die Bereitstellungsräume beziehungsweise die Einsatzleitung.


„Gerade der Umweltschutzgedanke gewinnt auch in der Feuerwehr zunehmende Bedeutung und in diesem Bereich werden auch die Messzüge zukünftig eine zentrale Rolle spielen“, betont Christof Grundner und ergänzt, „und auch die räumlich angrenzenden Bürgerinnen und Bürger haben im Rahmen von größeren Feuerwehreinsätzen zeitnah das Recht, an fundierte Informationen über mögliche Gefahren zu gelangen und dazu braucht es unter anderem fachlich korrekte Messungen“. Dabei lobt er besonders die konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Fach-Kreisbrandmeister „Gefahrgut“, Jonas Buchreiter, der sich in der Kreisbrandinspektion federführend für die beiden Messzüge verantwortlich zeigt. Hob

Text
Hubert Hobmaier
Kreisfeuerwehrverband

Bilder
Hubert Hobmaier, Wolfgang Gasser
Kreisfeuerwehrverband Traunstein
Feuerwehren Kammer und Traunstein