24.06.2022
  • Übung

Wie kommt das Wasser des Waginger Sees auf den Krautenberg?

Übung der Feuerwehren Waging und Gaden – Mehrere Pumpen im Einsatz

Waging am See. Um für ein mögliches Brandereignis auf dem Waginger Krautenberg gerüstet zu sein, führten die Freiwilligen Feuerwehren aus Waging und Gaden eine gemeinsame Übung durch. Ziel war es, über eine lange Schlauchstrecke die direkt am Waginger See begann, den höhergelegenen Ortsteil mit ausreichend Löschwasser zu versorgen und verschiedenen Varianten des Aufbaus zu proben.
In vielen bayerischen Gemeinden befinden sich in Außenbereichen landwirtschaftliche Anwesen oder abgelegene Betriebe. Wie sieht es dort mit der Wasserversorgung im Falle eines Brandes aus? Nicht immer ist ausreichend Löschwasser aus Hydranten, Löschwasserbrunnen oder Löschteichen vorhanden. Michael Schramke, der Kommandant der Feuerwehr Waging informiert: „Um einen ersten Löschangriff starten zu können, ist in den ersten Minuten noch der Tankinhalt der anrückenden Löschfahrzeuge ausreichend“.
Bei der Waginger Feuerwehr werden im Tanklöschfahrzeug 2.500 Liter und im Hilfeleistungslöschfahrzeug 2.000 Liter Wasser mitgeführt. 600 Liter Wasser fasst der Tank des Löschgruppenfahrzeuges der Feuerwehr Gaden. „Im Brandfall müssen wir von einem Löschwasserbedarf von etwa 2.000 Liter pro Minute auszugehen, da man sich leicht ausrechnen, dass die in den Fahrzeugen mitgeführte Menge in absehbarer Zeit verbraucht ist“, so Michael Schramke.
Abhilfe können hier sogenannte „lange Schlauchstrecken“ schaffen. Mit diesen Förderstrecken wird das Löschwasser aus einer entfernt liegenden Wasserentnahmestelle zum Brandort gefördert. Im Gebiet des Marktes Waging ist unter anderem der Krautenberg eine solche Örtlichkeit, an der eine lange Schlauchleitung im Ernstfall von großem Vorteil ist. Dies war der Grund für diese gemeinsame Einsatzübung der beiden Waginger Gemeindefeuerwehren.
Wie der Kommandant der Feuerwehr Gaden, Anton Praxenthaler, erklärt, „sind grundsätzlich für eine Wasserentnahme unerschöpfliche Wasserentnahmestellen wie Bäche oder Flüsse zu wählen. Im Falle des Weilers Krautenberg bietet sich beispielsweise der Waginger See an“, so der Feuerwehrchef aus Gaden. Um weite Förderstrecken oder größere Höhenunterschiede überwinden zu können, muss ein entsprechender Druck mit den Tragkraftspritzen oder Löschwasserkreiselpumpen aufgebaut werden.
Eine erste Tragkraftspritze wird direkt an der Wasserentnahmestelle positioniert, die dann um weitere Pumpen im Verlauf der Förderstrecke ergänzt werden. Dabei spielen insbesondere Druckverluste an Steigungen sowie Reibungsverluste des Wassers in den Schläuchen eine wesentliche Rolle in welchem Abstand die Pumpen aufgestellt werden müssen.
Für die Wasserentnahme nahe dem Strandbad Seeteufel waren die Aktiven der Feuerwehr Gaden verantwortlich. In gemeinsamer Arbeit wurde anschließend die lange Förderleitung aufgebaut. Um den Straßenverkehr möglichst nicht zu behindern, wurde ein großes Augenmerk daraufgelegt, dass diese Förderleitung möglichst am Straßenrand verlegt wurde. Auch die Fußgängerunterführung am Parkplatz des Strandbades wurde genutzt.
Um das Wasser "von A nach B" zu fördern, wird in der Feuerwehr-Fachsprache zwischen einer "geschlossenen" und einer "offenen" Schaltreihe unterschieden. Wie der Name schon sagt, wird bei der "geschlossenen" Variante vom Pumpenausgang jeder Pumpe bis zum Eingang der nachfolgenden Pumpe das Löschwasser ausschließlich in der Schlauchleitung gefördert. Das Wasser kann somit so schnell wie möglich ohne zusätzlichen Zeit- oder Materialaufwand transportiert werden.
Bei der zweiten Variante kann durch einen aufgestellten Faltbehälter zusätzlich ein Löschwasserpuffer eingebaut werden. Diese Möglichkeit hat den Vorteil, dass bei einem etwaigen Schlauch- oder Pumpenwechsel der Förderstrom durch den Behälterinhalt überbrückt werden kann. In beiden Arten der Förderstrecken ist eine ständige Kommunikation per Funk zwischen Einsatzabschnittsleiter, Maschinisten der Pumpen und eingesetzten Meldern unerlässlich.
„Verlegt wurde die Schlauchstrecke durch das Personal des Gerätewagen-Logistik und des Tanklöschfahrzeuges“, informiert Pressesprecher Thomas Pfeffer. „Auf dem Gerätewagen sind insgesamt 2.000 Meter in Buchten verlegte B-Schläuche ständig einsatzbereit in Rollcontainern gelagert. Diese können dann während der Fahrt ausgebracht werden“, so Pfeffer.
Etwa auf halber Strecke in Höhe der Seestraße wurde das Wasser in einem Faltbehälter gesammelt und anschließend über die Feuerlöschkreiselpumpe des Waginger Tanklöschfahrzeuges zum angenommenen Brandobjekt weitergeleitet werden. Die letzte eingesetzte Pumpe des Hilfeleistungslöschfahrzeuges war dann direkt in Krautenberg stationiert. Von dort aus konnte die angenommene Brandbekämpfung vorgenommen werden.
Wert wurde bei dieser Übung jedoch nicht auf das schnellstmögliche Errichten der Leitung unter Einsatzbedingungen gelegt. Der Übungsschwerpunkt lag auf dem fehlerfreien Arbeiten und dem Trainieren der notwendigen Handgriffe. Mit dem bestätigten Wissen, dass die vorhandene Technik von den Feuerwehren sinnvoll eingesetzt werden kann, wurde die Übung erfolgreich abgeschlossen.

Text und Bilder
Thomas Pfeffer, Hubert Hobmaier
Kreisfeuerwehrverband Traunstein